Sonntag, 7. Februar 2010

Von Fischern und Meeresschildkröten


Zwischen meinem Haus und dem Meer befinden sich nur zwei Dinge: ein kleiner uralter Friedhof und die Fischer. Letztere wohnen in duerftig zusammengebauten Wellblechhuetten direkt am Wasser. Wenn wir Flut haben, befindet sich das Wasser nur 3 Meter von den Fischerhuetten. Eine Folge dieser Wassernaehe und des damit zusammenhaengenden Platzmangels ist die Nutzung des Friedhofs durch die Fischer. Sie lagern ihr Zubehoer dort, sie sortieren und entknoten ihre Netze, sie essen und sie halten ihren Mittagsschlaf auf dem Friedhof. Das Ganze geht mit jeder Menge Muell einher, der ohne Bedenken einfach auf dem Friedhof entsorgt wird.
Man wundert sich zunaechst darueber, insbesondere wenn die Gemeinde zu der der Friedhof gehoert mal wieder einen ihrer sinnlosen aufraumversuche unternimmt. Ein paar mal im Jahr wird alles umgepfluegt bis alles Gruen und aller Schrott entsorgt ist und nur noch eine Sandwueste uebrig bleibt ,aus der die Grabsteine deutlich hervorragen.
Keine zwei Wochen spaeter ist frisches gruenes Gras drueber gewachsen und die ersten Plastikfolien und verpackungen haengen wie zerrissene Segel an den Grabsteinen.
Gegen die Naturgewalten kommt die Gemeinde einfach nicht an. Und dass die permanente Vermuellung ihrer Umgebung in der Natur dieser Fischer liegt, wird spaetestens deutlich, wenn man einen Strandspaziergang wagt.

Lange zeit haben P. und ich es nicht gewagt, an diesem Strand spazieren zu gehen. Staendige Warnungen vor Ueberfaellen liessen uns nicht kalt und wir schauten lieber vom Balkon aufs Meer. Eines Tages siegte jedoch die Neugier und wir beschlossen in Begleitung von Moses, eines Massai, der in der Naehe als Askari arbeitet, den Strand zu erkunden. Eine Erfahrung die man durchaus als Augenöffner bezeichnen kann. Anscheinend verirren sich nicht allzu viele Wazungu an diesen Strand, denn die Beachtung die man uns schenkte war groß. Was wir jedoch nicht umhin kamen zu beachten, war der Berg an Müll in dem die Menschen hausen. Kinder badeten über Plastikflaschen und anderen Unrat stolpernd im seichten Wasser. Frauen boten inmitten von Verpackungsresten Fisch an. Lachend wurde eine Meeresschildkröte, wahrscheinlich an die hundert Jahre alt, ausgenommen und einer ihrer flossenartigen Arme vor uns hergewedelt. Eine Einladung? Ein Kaufangebot? Ich weiß nicht, wass mich mehr schockiert hat, die Tatsache, dass Menschen in einer solchen Müllmenge ihr Leben leben können oder die Schlachtung der Schildkröte.

Nachdem wir von dem Spaziergang zurückgekehrt waren, stellte ich fest, dass dies nicht die einzige Meeresschildköte war, die den Fischern ins Netz gegangen ist. Direkt vor unserem Haus nur notdürftig von Karton verdeckt, lag eine ganze Sammlung von riesigen Panzern. Vielleicht auf Käufer wartend, vielleicht zur Weiterverarbeitung gedacht, ich weiss es nicht. Da die meisten Arten der Meeresschildkröte international geschützt sind, fragt man sich als Zeuge, was man nun zu unternehmen hat. Irgeneine Idee? Vielleicht versuche ich es bei unserem Nachbarn, der arbeitet beim WWF...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts with Thumbnails