Samstag, 13. Februar 2010

Gespräche mit Fremden: Morgens im Aufzug

um 7:15 Uhr steige ich in den Aufzug. Ein junger Mann steigt in letzter Sekunde mit ein.

"Mambo vipi?" fragt er, ich antworte "Safi". Begrüßungsfloskeln.
"Ich sehe dich fast jeden Tag hier" sagt er freundlich,
"Liegt daran, dass ich hier arbeite" erkläre ich.
"Bist du verheiratet?"fragt er,
"Nein, aber verlobt"sage ich.
"Hast du ein Kind?" will er jetzt wissen
"Nein, kein Kind" antworte ich.
"Warum nicht?!" fragt er, nun entsetzt und weniger freundlich.
Ich sage "Vielleicht später irgendwann".
"Warum noch kein Kind?" fragt er wieder, irritiert.
Jetzt starrt er mich ungläubig an und überlegt, was nun noch zu fragen bleibt,
murmelt dann kopfschüttelnd "kein Kind" vor sich hin.
ich steige in der 3. Etage aus und frage mich, ob der enge Aufzug
für die Aufhebung einer gewissen Privatsphäre verantwortlich gemacht werden kann.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Sanierung auf Afrikanische Art


In dem gelinde gesagt verhunzten Bürohaus in dem sich meine Arbeitsplatz befindet, wird seit letzter Woche renoviert. Genauer gesagt werden die Toiletten umgebaut. Die Erwartungen waren zunächst hoch, unter Kollegen wurde auf neue Klobrillen und eine funktionierende Spülmechanik spekuliert. Wir träumten von Seifenspendern und neuen Fliesen. So lange, bis wir das Ergebnis sahen. Die üblichen WCs sind verschwunden und durch diese gewagte Konstruktion ersetzt worden: Ein gefliestes Beton-Podest mit einer Ministufe auf dem sich ein in den Boden eingelassenes WC-Becken befindet. Welch ein genialer Einfall! Und auch noch extrem Kontaktförderd, denn die Trennwand zwischen den einzelnen Kabinen ist nicht erhöht worden, so dass man auf dem Podest stehend unweigerlich seinem Kabinennachbarn einen guten Morgen wünschen kann. Das heißt, nur dann, wenn man sich nicht vorher beim aufs Podest-Klettern die Beine gebrochen hat.

Montag, 8. Februar 2010

Städtische Brandbekämpfung - ein Einsatzbericht

Montagmorgen. Kalter Vanilletee auf dem Balkon, ein wenig Traumdeutung und große Unlust das Haus zu verlassen. Könnte ewig so sitzenbleiben und mit P. über dies und das plaudern. Der frühe Morgen ist seine liebste Tageszeit. Stets hellwach, noch vor sechs und bester Laune. Ich nicht, normalerweise. Heute ist es anders.

Im Büro angekommen, den PC gerade eingeschaltet, meldet sich auch schon Kollege Y. telefonisch: "Schnell, schnell raus da, das Haus brennt! Beeilt euch und nehmt das mittlere Treppenhaus, auf keinen Fall das linke! Los jetzt!" Wir eilen zur Tür. Während Kollegin S. noch überlegt, ob sie eventuell wertvolle Sekunden mit dem abschließen der Bürotür verschwenden soll, überholt uns alle Kollege R. Eigentlich der behäbigste und unbeweglichste von uns allen. Nun sprintet er an uns vorbei. Draußen angekommen, schauen wir der Rauchwolke beim wachsen zu. Das Bild zum Geruch, der sich bereits in unseren Haaren und der Kleidung festgesetzt hat. Guards rennen sinnlos und aufgeregt hin und her. Der Strom muss abgeschaltet werden aber keiner will zurück ins Gebäude.

Die Feuerwehr rückt an mit einem riesigen  Einsatzwagen aus dem  ganze 2 Männer springen.  Einer  mit einem  Maschinengewehr in der  Hand  und ein  Feuerwehrmann dahinter. Die Gewichtung der des Einsatzes und seiner Prioritäten nun deutlich sichtbar: Zur Hälfte Feuerbekämpfung, zur Hälfte Diebstahlsicherung.

Das  Zweiergespann kann nicht viel ausrichten,  weder wagen sich Diebe in die  Feuersbrunst um ggf. einen verkohlten Drucker zu rauben, noch ist Wasser vorhanden um den Brand zu löschen. Hydrant, Steigleitung? Fehlanzeige. Der Feuerwehrmann rennt ums Haus herum und sucht den Wasseranschluss. Der Sohn des Hausbesitzers erreicht die Feuerstätte und weiss, dass sich an der Hintertür ein Wasseranschluss befindet. Der Feurwehrwagen setzt sich wieder in Bewegung, fährt ums Haus herum. Schläuche werden angeschlossen. Endlich Wasser. Was keiner wusste: die Hintertür ist mit einem Eisengitter und mehreren Schlössern verriegelt. Sollte es sich hier um einen Notausgang handeln, frage ich mich. 

Der Hausbesitzersohn findet die passenden Schlüssel nicht. Die Wasserbewaffnete Feuerwehr kann nicht in Haus. Jemand schlägt vor den Vater anzurufen. "Nein, auf gar keinen Fall! Er kriegt einen Herzinfarkt, wenn er erfährt, dass das Haus brennt!" wehrt der Hausbesitzersohn ab. Das muss man so akzeptieren. Die Feuerwehr hält den Schlauch an eine kleine Öffnung in der Eisengittertür und löscht den Brand mit dieser innovativen Methode von außen. Kurze 1,5 Stunden später sitzen wir alle wieder im Büro.

Sonntag, 7. Februar 2010

Von Fischern und Meeresschildkröten


Zwischen meinem Haus und dem Meer befinden sich nur zwei Dinge: ein kleiner uralter Friedhof und die Fischer. Letztere wohnen in duerftig zusammengebauten Wellblechhuetten direkt am Wasser. Wenn wir Flut haben, befindet sich das Wasser nur 3 Meter von den Fischerhuetten. Eine Folge dieser Wassernaehe und des damit zusammenhaengenden Platzmangels ist die Nutzung des Friedhofs durch die Fischer. Sie lagern ihr Zubehoer dort, sie sortieren und entknoten ihre Netze, sie essen und sie halten ihren Mittagsschlaf auf dem Friedhof. Das Ganze geht mit jeder Menge Muell einher, der ohne Bedenken einfach auf dem Friedhof entsorgt wird.
Man wundert sich zunaechst darueber, insbesondere wenn die Gemeinde zu der der Friedhof gehoert mal wieder einen ihrer sinnlosen aufraumversuche unternimmt. Ein paar mal im Jahr wird alles umgepfluegt bis alles Gruen und aller Schrott entsorgt ist und nur noch eine Sandwueste uebrig bleibt ,aus der die Grabsteine deutlich hervorragen.
Keine zwei Wochen spaeter ist frisches gruenes Gras drueber gewachsen und die ersten Plastikfolien und verpackungen haengen wie zerrissene Segel an den Grabsteinen.
Gegen die Naturgewalten kommt die Gemeinde einfach nicht an. Und dass die permanente Vermuellung ihrer Umgebung in der Natur dieser Fischer liegt, wird spaetestens deutlich, wenn man einen Strandspaziergang wagt.

Lange zeit haben P. und ich es nicht gewagt, an diesem Strand spazieren zu gehen. Staendige Warnungen vor Ueberfaellen liessen uns nicht kalt und wir schauten lieber vom Balkon aufs Meer. Eines Tages siegte jedoch die Neugier und wir beschlossen in Begleitung von Moses, eines Massai, der in der Naehe als Askari arbeitet, den Strand zu erkunden. Eine Erfahrung die man durchaus als Augenöffner bezeichnen kann. Anscheinend verirren sich nicht allzu viele Wazungu an diesen Strand, denn die Beachtung die man uns schenkte war groß. Was wir jedoch nicht umhin kamen zu beachten, war der Berg an Müll in dem die Menschen hausen. Kinder badeten über Plastikflaschen und anderen Unrat stolpernd im seichten Wasser. Frauen boten inmitten von Verpackungsresten Fisch an. Lachend wurde eine Meeresschildkröte, wahrscheinlich an die hundert Jahre alt, ausgenommen und einer ihrer flossenartigen Arme vor uns hergewedelt. Eine Einladung? Ein Kaufangebot? Ich weiß nicht, wass mich mehr schockiert hat, die Tatsache, dass Menschen in einer solchen Müllmenge ihr Leben leben können oder die Schlachtung der Schildkröte.

Nachdem wir von dem Spaziergang zurückgekehrt waren, stellte ich fest, dass dies nicht die einzige Meeresschildköte war, die den Fischern ins Netz gegangen ist. Direkt vor unserem Haus nur notdürftig von Karton verdeckt, lag eine ganze Sammlung von riesigen Panzern. Vielleicht auf Käufer wartend, vielleicht zur Weiterverarbeitung gedacht, ich weiss es nicht. Da die meisten Arten der Meeresschildkröte international geschützt sind, fragt man sich als Zeuge, was man nun zu unternehmen hat. Irgeneine Idee? Vielleicht versuche ich es bei unserem Nachbarn, der arbeitet beim WWF...

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